Führungsshow oben. Stillstand unten.

Warum echte Verantwortung nicht kontrolliert, sondern getragen wird.

Ich habe Projekte erlebt, die auf dem Papier perfekt wirkten.
Zeitplan abgestimmt. KPIs definiert. Verantwortlichkeiten geklärt. PowerPoint-ready. Alles sauber.

Und doch war die Energie im Raum tot.
Kein Konflikt – aber auch kein echter Dialog.
Keine offenen Widerstände – aber auch kein echtes Mitdenken.

Die Führung? Präsent.
Die Beteiligung? Abwesend.

Was wie solide Steuerung aussieht, ist oft nur noch Fassade. Führung als Show. Repräsentation statt Resonanz.
— Sarina Keller

In über 20 internationalen Veränderungsvorhaben habe ich erlebt, wie komplexe Systeme reagieren, wenn Strukturen wanken – und wie entscheidend es ist, die menschliche Seite dabei nicht aus dem Blick zu verlieren.

Wenn Menschen still kündigen – obwohl sie bleiben

Die stillste Form des Scheiterns ist nicht der Abbruch.

Es ist die innere Kündigung:
Wenn Menschen nicht mehr fragen, wozu sie beitragen – sondern nur noch, wie sie durchkommen.
Wenn Führungskräfte ihren Tag mit Rückversicherungen verbringen – statt mit Entscheidungen.
Wenn alles läuft – aber niemand mehr lebt.

Was übrig bleibt:
Strukturen, die funktionieren – aber niemanden bewegen. Und oft trifft es nicht die Schwachen, sondern die Starken.

Die, die tragen. Die, die denken. Die, die Verantwortung übernehmen wollen. Sie sehen sich plötzlich konfrontiert mit Mikromanagement, Symbolpolitik und Sicherheitsbedürfnissen, die nicht ausgesprochen werden – sondern durch Strukturen kompensiert.

Kontrolle ist nicht gleich Führung – sie entsteht aus Unsicherheit

In Umbruchzeiten greifen viele Verantwortliche zu einem alten Reflex: mehr Kontrolle.
Mehr Zahlen. Mehr Abstimmungen. Mehr Abstufung.

Nicht aus Boshaftigkeit – sondern aus Unsicherheit. Doch genau damit beginnt der Zerfall:

  • Menschen hören auf zu gestalten.

  • Teams verwalten nur noch sich selbst.

  • Führung verliert Wirksamkeit – aber keiner spricht es an.

Was verloren geht, wenn alles nur noch „richtig“ gemacht wird

Wenn Menschen ihre Rollen nur noch spielen, bleibt die Haltung auf der Strecke. Dann entscheidet nicht mehr Überzeugung, sondern Kalkül.
Verantwortung wird weitergereicht, bis sie sich auflöst. Und Projekte bleiben formal korrekt – aber inhaltlich wirkungslos.

Was wir verlieren?

  • Mut.

  • Kreativität.

  • Vertrauen.

Und genau das sind die Zutaten, die komplexe Projekte heute dringend brauchen.

Was dann hilft – und was nicht

❌ Nicht hilfreich:

  • Noch mehr Tooling.

  • Noch mehr Checklisten.

  • Noch mehr Kontrolle.

✅ Hilfreich:

  • Einen Raum schaffen, in dem Dinge ausgesprochen werden dürfen.

  • Die Haltung klären – bevor der Prozess perfektioniert wird.

  • Führung als Beziehung verstehen, nicht als Absicherung.

Was ich konkret tue

Ich begleite Teams und Führungskräfte genau in diesen Momenten:

  • Wenn ein Projekt sich dreht, aber nicht vorankommt.

  • Wenn keiner mehr richtig zuhört – aber alle reden.

  • Wenn hinter der Methode der Mensch verschwindet.

Ich bringe Struktur, wo Klarheit fehlt.
Ich halte Raum, bis das gesagt wird, was sonst nicht gesagt wird.
Nicht als Methode – sondern aus Haltung.
Nicht weil ich besser weiss, wie’s geht – sondern weil ich weiss, wo es stockt.

Mehr dazu in meinem nächsten Beitrag:

Absicherung statt Austausch - Gespräche verstummen:
Warum Projekte an Sprachlosigkeit scheitern, obwohl alle ständig reden.

Und wie echte Verständigung wieder möglich wird.

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Absicherung statt Austausch – Gespräche verstummen

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Wenn Strukturen nicht mehr reichen und der Mensch zählt