Absicherung statt Austausch – Gespräche verstummen
Warum Projekte an Sprachlosigkeit scheitern, obwohl alle ständig reden.
Meetings. Reports. Jour fixes.
In kaum einem Bereich wird so viel kommuniziert wie in Veränderungsprojekten.
Und doch bleibt das, was den Unterschied macht, auf der Strecke: echte Verständigung.
Es wird präsentiert, dokumentiert, informiert – aber nicht geklärt. Nicht gespürt. Nicht verbunden.
Ich sehe Projekte, die auf Hochtouren laufen – während zwischen den Menschen Funkstille herrscht.
Die Sprache der Systeme – und das Schweigen der Menschen
Status: grün, gelb, rot.
Risiken: erkannt, bewertet, gemanagt.
Kommunikation: geplant, getaktet, durchgezogen.
Aber echte Verständigung beginnt nicht im Statusbericht – sondern in der Haltung.
Und sie scheitert nicht an Tools, sondern an Mut:
Mut, etwas zu sagen, das nicht in die Strategie passt.
Mut, die Frage zu stellen, die das Meeting kippen könnte.
Mut, Stille auszuhalten, wenn niemand eine schnelle Antwort hat.
Wenn alle reden – und doch nichts gesagt wird
Das Paradox: Es wird endlos geredet – doch das Wesentliche bleibt ungesagt.
Probleme werden beschrieben, aber nicht eingeordnet.
Entscheidungen werden angekündigt, aber nicht getragen.
Konflikte werden umschifft, bis sie eskalieren.
„Die Sprache wird zur Hülle. Information ersetzt Bedeutung. Klarheit weicht Konsens.“
Ein Moment aus meiner Praxis
Ich erinnere mich an Projekte, in denen wir wochenlang Statusmeetings durchführten.
Der Plan war klar. Die Folien sauber. Die Sprache kontrolliert.
Doch nach besonders stillen Meetings stellte ich offen die Frage:
„Gibt es Fragen, Bedenken, Hinweise – etwas, das gerade keinen Platz hat?“
Stille. Einzelne Blicke senkten sich. Manche lächelten höflich. Andere schauten weg.
Also ergänzte ich:
„Falls jemand etwas lieber persönlich ansprechen möchte – ich bin jederzeit erreichbar.“
Am nächsten Tag begann sich mein Posteingang zu füllen.
Keine Eskalationen. Keine Vorwürfe.
Aber ehrliche Einblicke – in Unsicherheiten, in Frustration, in Themen, die seit Wochen unter der Oberfläche lagen.
Da begannen die eigentlichen Projekte.
Nicht im Reporting – sondern im gegenseitigen Vertrauen.
Die unsichtbaren Kosten
Verlust Auswirkung
Zeit Endlose Abstimmungen ohne Richtung
Energie Psychologische Sicherheit schwindet
Wirkung Entscheidungen verlieren Tiefe und Tragkraft
Projekte scheitern selten an einem Fehler – sie scheitern daran, dass niemand mehr ausspricht, was Sache ist.
Der Wendepunkt ist selten laut
Er beginnt oft mit einem einzigen ehrlichen Satz:
„Ich glaube, wir reden aneinander vorbei.“
„Ich fühle mich nicht gehört und ziehe mich zurück.“
„Ich traue mich nicht, das Thema anzusprechen – obwohl es alle betrifft.“
Diese Sätze machen die Luft dicker – aber auch ehrlicher. Sie bringen Reibung und Verbindung:
Kommunikation wechselt vom System zurück in den Kontakt.
Was es dann braucht
Einen Raum, in dem nicht performt, sondern verstanden wird.
Gesprächskultur, die Resonanz vor Effizienz stellt.
Führungskräfte, die zuhören können – statt nur recht zu haben.
Das lässt sich gestalten. Nicht mit Workshops – sondern mit klarer Haltung in Schlüsselmomenten:
Eine Frage, die nicht sofort beantwortet wird.
Ein Meeting, das ohne Präsentation beginnt.
Eine Führungskraft, die sagt: „Ich weiss es auch nicht – aber ich bin da.“
Wie ich unterstütze
Ich gestalte solche Räume – pragmatisch, zielorientiert, ohne Show.
Ich helfe Teams zwischen den Worten wieder Bedeutung zu finden.
Ich übersetze Strategie in Sprache, die ankommt.
Ich begleite Führungskräfte, Gespräche zu führen, die bleiben – nicht nur erledigt werden.
Denn Kommunikation ist kein Add-on.
Sie ist das, was ein Projekt zusammenhält. Oder eben nicht.
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