Wenn Veränderung Angst macht – und was dann wirklich hilft

Warum psychologische Sicherheit wichtiger ist als jede Roadmap.

Veränderung wird oft als Chance beschrieben.
Doch wer genau hinhört, merkt:
Für viele ist sie vor allem eins – bedrohlich.

Nicht wegen der Idee an sich, sondern wegen dem, was unausgesprochen bleibt:

  • Was verliere ich dabei?

  • Werde ich noch gebraucht?

  • Bin ich vorbereitet?

In Transformationsprojekten arbeiten Menschen oft mit – aber innerlich stehen sie auf der Bremse.

Wenn Projekte nicht scheitern – aber Menschen unterwegs aussteigen

Ich hatte Projekte, die liefen zu reibungslos.
Alles wurde pünktlich erledigt.
Es gab kaum Fragen, keine Einwände.

Auf dem Papier war alles in Ordnung.
Und genau das machte mich stutzig.

Also traf ich mich mit einzelnen Beteiligten – ohne Agenda, ohne Erwartung.
Nur zuhören.

Es stellte sich heraus:

  • Einige Führungskräfte standen nicht wirklich hinter dem Projekt.

  • Nicht offen, aber spürbar – und ihre Teams folgten diesem Muster.

  • Aufgaben wurden erfüllt – aber ohne Tiefe, ohne echtes Engagement.

In besonders schwierigen Fällen zeigte sich das erst kurz vor dem Go-Live.
Dann war es zu spät für Ursachenarbeit – es blieb nur Schadensbegrenzung.

Veränderung löst keine Angst aus – Unsicherheit schon

Wenn sich ein System verändert, verändern sich auch die Menschen darin.
Rollen verschieben sich. Einfluss verlagert sich. Stabilität geht verloren.

Und genau hier entscheidet sich der Unterschied:

Geht jemand mit, weil er überzeugt ist – oder weil er sich nicht traut zu widersprechen?

Macht jemand mit, weil es sinnvoll erscheint – oder weil es keinen Raum für Fragen gibt?

Psychologische Sicherheit ist kein Kuschelfaktor

Viele setzen psychologische Sicherheit mit Wohlfühlklima gleich.
Tatsächlich ist sie die härteste Währung in Veränderungsprozessen.

Denn sie entscheidet, ob Teams sich trauen, das zu sagen,
was nicht im Konzept steht – aber über Erfolg oder Scheitern bestimmt.

Sicherheit bedeutet nicht, dass es keine Reibung gibt. Sondern, dass Reibung ausgehalten und bearbeitet werden kann.
— Sarina Keller

Was dann hilft – und was nicht

❌ Nicht hilfreich:

  • Scheinbeteiligung ohne echte Mitsprache.

  • Kommunikationskampagnen ohne Substanz.

  • Prozessdisziplin als Ersatz für Vertrauen.

✅ Hilfreich:

  • Verlässlichkeit und Klarheit – auch in schwierigen Phasen.

  • Ehrliche Dialoge über Unsicherheiten und Ängste.

  • Das Eingeständnis: „Wir wissen auch nicht alles – aber wir gehen gemeinsam.“.

Was ich tue, wenn die Unsicherheit kippt

Ich begleite Teams dort, wo Veränderung nicht am Konzept scheitert, sondern an der Frage:
Fühle ich mich sicher genug, mitzudenken?

Ich erkenne, wann Reibung Widerstand ist – und wann Schutzverhalten.
Ich gestalte Räume, in denen Fragen nicht als Störung gelten, sondern als Wegweiser.
Und ich begleite Führungskräfte dabei, Unsicherheit nicht zu überdecken, sondern als Zugang zu echter Verbindung zu nutzen.

Denn Führung heisst nicht, keine Angst zu haben.
Sondern präsent zu bleiben – auch wenn sie da ist.

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